Mire darf wieder einreisen

Es war ein Wechselbad der Gefühle: Noch am Samstag teilte der Anwalt der Familie mit, daß die Einreisefrist für Mire nicht verkürzt wird. Nachdem die URA (Rückkehrprojekt des BamF für Rückkehrer*innen in den Kosovo) die Situation begutachtet hat, und keinen Grund für eine Genehmigung der Wiedereinreise sah. 

Dann die bewegende Trauerfeier am Sonntag: etwa 150 Menschen zeigen ihre Anteilnahme am Tod Salis, einige Enkelkinder sind dabei. Emrach,  einer der Söhne wird per Telefon zugeschaltet (befindet sich nach dem Besuch bei seiner Mutter im Kosovo in Quarantäne). Er schildert mit tränenerstickter Stimme die Situation der Witwe  im Kosovo und er fordert zum Schluß Ministerpräsident Kretschmann auf, Kontakt mit der Familie aufzunehmen und selbst mit ihnen zu sprechen. Nach einer Schweigeminute für Sali wird  in Beiträgen von IFF, Flüchtlingsrat Baden-Württemberg, den GRÜNEN die Abschiebepolitik der Landesregierung für seinen Tod verantwortlich gemacht. Eine Musikgruppe  - aus Riedlingen angereist – gibt der Trauerfeier den Rahmen. 

Zum Abschluß werden Blumen vor dem Landratsamt abgelegt – zum Zeichen der Trauer, aber auch ein Zeichen der Mahnung für die Verantwortlichen. Dann am Montag: das Landratsamt teilt mit, daß Mire einreisen darf. 

Damit ist ihr Aufenhalt noch nicht geklärt, sie hat 3 Monate Zeit dafür. Wir sind froh für die Familie – aber für uns heißt das, wir müssen dranbleiben. Wir werben weiter für die Petition und vor allem dafür, daß jetzt viele Briefe an Ministerpräsident Kretschmann gehen – von ihm fehlen immer noch die Worte, die für Salis Witwe ein dauerhaftes friedliches Leben im Kreis ihrer Familie bedeuten würde. 

IFF bedankt sich bei den vielen Menschen, die die Petition unterstützt, Protest-Briefe an Abgeordnete und Entscheidungsträger*innen geschickt haben, auf der Trauerfeier ihre Anteilnahme gezeigt haben. Wir sind sicher, das hat gewirkt.  Lasst jetzt bitte nicht nach – schreibt an W. Kretschmann, er kann jetzt zeigen, daß er das gute Wahlergebnis verdient hat.  

 





In eigener Sache: Wir haben in der Schwäbischen eine Todesanzeige für Sali geschaltet, wer etwas Geld übrig hat, kann das zu diesem Zweck gerne spenden:
Interkulturelles Forum für Flüchtlingsarbeit/Verwendungszweck: Todesanzeige
IBAN: DE98654500700007826445  BIC:SBCRDE66XXX.
Bleibt etwas übrig geht es an die Familie Gash/Krasniqi – wir danken Euch.

 









Inhuman und rechtlich fragwürdig:
Abschiebung nach 28 Jahren in den Kosovo 


Wir trauern um Sali Krasniqi,

fern von seiner Familie ist er nach der Abschiebung in den Kosovo am 12. März dort gestorben.
28 Jahre hat er in Riedlingen gelebt, sechs Kinder groß gezogen und sich um die 14 Enkelkinder gekümmert. Schwer krank wurden er und seine Frau im Oktober aus der Familie gerissen und in den Kosovo abgeschoben. Als er vor 28 Jahren aus Jugoslawien geflohen ist gab es dieses Land noch nicht, so war auch die geforderte Passbeschaffung nicht möglich. Die erforderliche medizinische Versorgung gibt es im Kosovo auch nicht - auch keine menschenwürdige Unterbringung und schon gar keine Unterstützung vor Ort durch Familie und Freunde.

Die sinnlose und inhumane Abschiebungspolitik macht fassungslos und hat den Tod von Sali mit zu verantworten.

Wir trauern mit der Familie und sind in großer Sorge um Mire. Wir setzen uns dafür ein, dass sie schnellstmöglichst zurück nach Riedlingen und zu ihrer Familie kann. Helft uns, zu verhindern, daß es ein weiteres Opfer der unmenschlichen Abschiebepolitik gibt. Mire G. muss sofort nach Hause (denn das ist in Oberschwaben und nirgendwo sonst) gebracht werden.

Helfen Sie mit und unterschreiben Sie die Petition „Landesregierung Baden-Württemberg:
Inhuman und rechtlich fragwürdig: Abschiebung nach 28 Jahren in den Kosovo


http://chng.it/vbLJrmNwhM


Artikel in der Stuttgarter Zeitung vom 13.3.2021